Über den Zweifel

"Der Zweifel ist das Wartezimmer der Erkenntnis." - Aus Indien.

Im Devi Mahatmyam, einem uralten Mythos über die Göttin Durga und wie sie die Welt vor den dämonischen Kräften rettet, kämpft die große Göttin gegen viele verschiedene Asuras, die sog. Dämonen. Unter Ihnen sind Shumba (Selbstzweifel) und Nishumba (Zweifel an etwas oder anderen).

Die Göttergeschichten kann man wie Landkarten und Spiegel unseres eigenen Bewusstseins sehen und so ist jede Figur in den Geschichten auch Teil unseres Bewusstseins. In unserem Geist spielen sich jeden Tag große und kleine Schlachten zwischen den Devas (den göttlichen Energien) und den Asuras (den dämonischen Energien) ab. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Asuras in diesen Geschichten genauso wie die Devas ihre Daseinsberechtigung haben und es keineswegs darum geht, diese komplett auszuschalten. Es ist nur von Bedeutung, dass die Asuras nicht überhand nehmen.

Genau dann kommt die Göttin Durga auf das Schlachtfeld und kleiner Teaser: Am Ende gewinnt immer das Gute (und wenn nicht, dann ist es noch nicht das Ende ;-).

Der Zweifel und Social Media

In vergangenen Wochen war mal wieder der Zweifel mein häufiger Begleiter. Zweifel an mir selbst, meinem Körper, der Zweifel nicht gut genug zu sein, der Zweifel an meinem Weg, meiner Zukunft und noch einigem mehr.

Befeuert werden Zweifel in mir ganz stark von Social Media, von allem was ich da sehe. Fulminante Entwicklungen, vor Leichtigkeit und Glück strahlende Gesichter, wunderbare Erfolgsgeschichten, disziplinierte und stets hochachtsame Yogalehrerinnen, wunderschöne Frauen, die wie Phönix aus der Asche aufsteigen und mit jedem Bild, jeder Geschichte mehr, die mich staunen lässt, schleichen sich Shumba und Nishumba ein. Ich weiß, dass das immer nur Auszüge eines ganzen Lebens sind und das Social Media von den allermeisten als Marketing-Tool gesehen und verwendet wird und doch beeinflusst es mich in der Form, dass ich ins Vergleichen komme und mich klein fühle, vor allem in der zweiten Hälfte meines Zyklus (surprise, surprise!;-).

Wie wir dem Zweifel Einhalt gebieten können…

Gerade als der Zweifel drohte überhand zu nehmen, fiel mir wieder die Geschichte von der strahlenden Göttin Durga ein, die alle Dämonen auslöscht und dabei verwurzelt bleibt in ihrer Wahrheit, Weichheit und Liebe.

Dann hab ich mir selbst und Google die Frage gestellt: Was könnte mir denn helfen, die Zweifel in Schach zu halten? Und siehe da, je mehr Punkte ich notiert habe, desto mehr ist mir eingefallen. Hier findest du eine lose Sammlung für dich (und mich ;-):

  • Hinterfrage den Zweifel, am besten schriftlich und nicht nur in Gedanken. Da fällt mir wieder “The Work” von Byron Katie ein. Ist es wahr, dass ich nicht gut genug bin? Ich denke ja, es fühlt sich manchmal richtig wahr an. Kann ich wirklich sicher sein, dass es wahr ist? Nein, wirklich sicher sein kann ich nicht. Wie geht es mir, wenn ich diesen Gedanken glaube? Ich fühle mich klein und nicht zugehörig. Und dann die Umkehrung: Aus “ich bin nicht genug” wird “ich bin genug”. Wie fühlt sich das an? Viel besser. Ziemlich wahr, wenn ich so reinspüre.

  • Mach dir bewusst, dass du nicht der Zweifel bist. Du bist nicht im Zweifel, du hast Zweifel. Raus aus der Identifikation. Zweifel kommen und sie gehen auch wieder, das vergessen wir gerne, wenn wir tief in unserem Drama drinstecken.

  • Meditiere, nicht um die Erleuchtung zu erlangen, sondern um überhaupt erst wahrzunehmen, dass da eine Beobachterin des Gedankenspektakels ist. Meditation hilft einen Abstand herzustellen zwischen deinen Gedanken und dir selbst. Das tut sehr gut.

  • Erkenne den Zweifel an und akzeptiere ihn. Zweifel sind erstmal ganz normal. Jeder gesunde Mensch hat Zweifel. Sie können wichtige Wegweiser sein, die uns aufzeigen, dass wir den eingeschlagenen Weg kritisch überprüfen dürfen. Destruktiv wird’s nur, wenn sie überhand nehmen, wenn wir anfangen alles, bis hin zu unserer Existenz in Frage zu stellen.

  • Sprich über deine Zweifel, am besten mit einer Person deines Vertrauens, die dir ggü. wohlgesonnen ist. Sprich deine Zweifel aus und schau, wie sich das anfühlt. Und dann schau, was dieser Mensch dir entgegnet.

  • Führe dir mal alles Gute vor Augen, das du schon erreicht hast, all die kleinen und großen Erfolge. Ein Erfolg ist das, was du für dich als Erfolg definierst. Schreib es auf! Schreibe eine Liste mit all den großen und kleinen Erfolgen, die du seit Jahresanfang eingefahren hast. Na, zweifelst du immernoch, dass du gut genug bist?

  • Erkenne den Zweifel als integralen Bestandteil von Veränderung an. Die Unsicherheit und das Nicht-Wissen ist elementarer Bestandteil aller Veränderungsprozesse. Scheinbar passiert nichts und doch passiert so viel. Es entsteht ein Raum in dem sich die Veränderung überhaupt erst manifestieren kann.

  • Vertraue, Vertraue, Vertraue. Jeder Mythos in den vedischen Göttergeschichten geht siegreich aus für das Gute. Wenn du dieser Wahrheit aus tiefstem Herzen vertrauen kannst, dann kann es dir gelingen, dich in die Situation hineinzuentspannen.

  • Hole dich immer wiedern in den Moment und in deinen Körper, anstatt weiterzubauen an den Geisterschlössern in deinem Kopf. Was ist gerade hier und jetzt? Wie geht es dir gerade? Spüre deinen Körper. Du atmest, du lebst, auf dieser schrecklich schönen Welt. Du hast sehr wahrscheinlich ein Dach über dem Kopf, wahrscheinlich viel mehr als das. Das alleine ist ein Geschenk. Zu glauben, dass du so wie du bist nicht gut genug oder nicht richtig bist, ist ziemlich arrogant vor dem Hintergrund, dass du unter Milliarden Menschen einzigartig bist.

  • Mach dich frei von deinen Ansprüchen und Erwartungen und denen anderer. Verwurzle dich in deiner Wahrheit. Was ist wirklich wichtig für dich? Was ist deine tiefste Wahrheit? Die Antworten liegen jenseits von jedem Zweifel. Alleine dass du existierst, genau wie du bist ist ein großes Geschenk, ist Daseinsberechtigung genug und über jeden Zweifel erhaben.

  • Und wenn nichts mehr hilft? Dann mach es wie im Mythos, rufe sie. Verbinde dich mit der Energie von Durga oder Gott oder dem Leben allgemein, was für dich passt. Bitte um Hilfe, bete, wiederhole ein Mantra, lausche den Geschichten über sie. Und dann beobachte wie sie sich zeigt. Sie erscheint dir in Menschen und Situationen, die dich bestärken, in überraschenden Wendungen, in der Dankbarkeit für die Schönheit dieses Lebens, die sich so oft zeigt.

Wie geht es dir mit dem Zweifel? Zweifelst du oft, öfter als dir lieb ist? Hat dir der ein oder andere Tipp geholfen? Lass uns gerne in den Austausch gehen, hier in den Kommentaren oder schreib mir gerne eine Nachricht.

Und dann möchte ich mit diesem wunderschönen und erbauenden Zitat von Mahatma Gandhi schließen:

“Und wenn ich verzweifle, dann erinnere ich mich, dass durch alle Zeiten der Geschichte der Menschheit die Liebe und die Wahrheit immer gewonnen haben. Es gab Tyrannen und Mörder und einige Zeit erschienen sie unbesiegbar. Doch am Ende scheiterten sie immer. Denke daran - immer.”

Alles Liebe, deine Mel